Schillers *Wallenstein* trifft auf Wagner-Gruppe: Eine kühne Theaterfusion am Münchner Kammerspiele

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Ein aufgeschlagenes Buch mit Schrift darauf.

Schillers *Wallenstein* trifft auf Wagner-Gruppe: Eine kühne Theaterfusion am Münchner Kammerspiele

Am Münchner Kammerspiele hat eine kühne Neuinszenierung von Schillers Wallenstein Premiere gefeiert. Unter der Regie von Jan-Christoph Gockel verbindet die siebenstündige Produktion Themen wie Krieg, Verrat und Macht zu einem dichten Geflecht. Den Abend bereicherte zudem ein bemerkenswerter Vortrag des russischen Künstlers Serge Okunev, der in einer Lecture-Performance fiktive und reale Konflikte einander gegenüberstellte.

Den Auftakt bildete Okunevs Analyse über Jewgeni Prigoschin, bekannt als „Putins Koch“. Mit einer Mischung aus Recherche und schwarzem Humor verglich er Kriegsprofiteure mit Köchen – gar unter Zuhilfenahme eines Harry-Potter-Zaubers, der Angst in Gelächter verwandeln sollte. Seine Rolle als „Typ aus Russland“ verlieh der Inszenierung zusätzliche Tiefe und verband Schillers Text mit modernen russischen Söldnergruppen wie der Wagner-Gruppe.

Die Produktion verschmolz historisches Drama mit aktuellen Bezügen – von Wagner-Truppen bis hin zu persönlicher Widerstandskraft. Gockels Inszenierung dauerte inklusive Pausen sieben Stunden, doch die Kombination aus Recherche, Erfindungsgeist und Emotion hielt das Publikum bis zum Schluss gefangen. Besonders nachhaltig wirkte das Zusammenspiel zwischen Okunevs Vortrag und der körperbetonten Darstellung von Michael Koch, das den Abend unvergesslich machte.